Meine Güte, war das ein eigenartiger Jahresbeginn für mich! Der Februar ist schon fast vorbei und ich habe mir immer noch nicht die Zeit genommen, mir darüber Gedanken zu machen, wie ich das Jahr 2015 gestalten möchte. Doch in den letzten Tagen hat sich da ein bisschen was getan: Erste Gedanken, Ideen und Vorstellungen haben sich gemeldet, denen ich weiter nachgehen möchte.
Begonnen hat es damit, dass ich bei einem Lauf vor ein paar Tagen darüber nachgedacht habe, unter welcher Überschrift ich dieses Jahr für mich gestalten möchte. Ein solches Motto hatte ich bereits letztes Jahr: Es war “Brücken bauen zwischen Alt und Neu” und ich war wirklich erstaunt, dass dieses Motto auch rückblickend sehr gut zu meinem Jahr 2014 gepasst hat. Bei meinem Lauf kam mir in den Kopf, wie sehr ich in den ersten Wochen dieses Jahres mit Ankommen beschäftigt war – sogar der erste Blogpost in diesem Jahr trägt diesen Titel! – und wie sehr ich mich danach sehne, dass es jetzt weitergehen kann. Doch je weiter ich diesen Gedanken nachging, desto bewusster wurde mir, dass da für mich mehr dahinter steckt.
Ich habe gespürt, dass ich Ankommen und Weitergehen für mich bislang eher dazu genutzt habe, um Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen – aus Angst davor, was dabei rauskommen könnte.
Ankommen war für mich eher mit dem Drang verbunden, den Pauseknopf zu drücken, mich ausklinken zu wollen, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und mich vor der Welt zu verstecken. Ich habe erst so nach und nach erkannt, wie ich mich damit dem Leben entziehe und es eben nicht aktiv gestalte. Dieser Drang entsprang dem Wunsch, innere Ruhe zu spüren, bei mir selber anzukommen, egal was gerade in meinem Leben passiert. Doch bislang hatte ich das Gefühl, dass ich das nur dann schaffe, wenn ich die Welt um mich herum anhalte.
Ich kam dann früher oder später immer an den Punkt, an dem ich aus dieser Passivität ausbrechen musste. Ich trat dabei die Flucht nach vorne an und verfiel oft in blinden Aktionismus. Das war also eher ein Davonstürmen und weniger ein behutsames Weitergehen.
Dieses Hin und Her zwischen Ausklinken und Davonstürmen hat mich vor allem in der Zeit sehr stark geprägt, als sich meine Depression entwickelt hat. Es gab für mich eigentlich nur diese beiden Extreme. In der Therapie hat mich seitdem vor allem dieser Drang nach Pause sehr oft beschäftigt. Ich konnte erst in den Gesprächen mit meiner Therapeutin so nach und nach erkennen, wie ich mich dadurch dem Leben entziehe, weil ich vielleicht lieber keine Verantwortung übernehmen möchte, aber wie ich mich dadurch auch handlungsunfähig mache. Genau diese Handlungsunfähigkeit macht das Leben so fad, träge, leblos und hilft vor allem nicht dabei, innere Ruhe zu spüren.
Als ich bei meinem Lauf erkannt habe, wie sehr die ersten Wochen dieses Jahres von dem Wunsch nach Ankommen geprägt waren, habe ich darüber nachgedacht, was dieses Ankommen eigentlich für mich bedeuten soll. Ankommen heißt nicht, dass es danach nicht mehr weitergeht. Ankommen sollte vielmehr ein Innehalten sein: Eine kurze Rast, die man auf seinem Weg einlegt, bei der man darüber nachdenken kann, ob man den Weg so weitergehen oder ob man eine neue Richtung einschlagen möchte. Dieses Bewusstsein kann man beim Weitergehen mit sich tragen, indem man auf seinem Weg achtsam dafür bleibt, was einem links und rechts des Pfades begegnet.
Das Erstaunliche daran ist, dass man so gleichzeitig ankommen und weitergehen kann – ein Gedanke, der für mich bislang unmöglich war! Und jetzt wundere ich mich, warum ich so lange von dieser Abgrenzung überzeugt war.
Mit diesem Bewusstsein möchte ich nun das vor mir liegende Jahr gestalten. Schon letztes Jahr fand ich es sehr schön, eine Jahreslandkarte zu haben, die mir eine gewisse Orientierung gab, aber keinen Zwang dargestellt hat. Denn es gibt den einen oder anderen Punkt, bei dem ich im Lauf des letzten Jahres bewusst entschieden habe, dass dafür jetzt nicht die Zeit ist. Jetzt bin ich gespannt, wie meine Jahreslandkarte für dieses Jahr aussehen wird!
Unter welcher Überschrift/unter welchem Motto werdet ihr euer Jahr gestalten? Was kommt euch dabei spontan in den Sinn?
Liebe Julia,
Ich finde es toll, wie du Schritt für Schritt deinen Weg gehst und dabei auch noch versuchst andere zu motivieren!!!
LG
Hallo Julia,
Danke für diesen Post. Ich erkenne mich wieder.
Besonders das was du über die Extreme und das "nach vorne Stürmen" schreibst! Ich glaube ich muss mir auch mal eine Jahreslandkarte machen.
Danke
Danke dir! <3
Hallo Sandra,
ich setzte mich in den nächste Tagen an meine Jahreslandkarte. Freue mich schon sehr darauf, sie zu gestalten! Ich hoffe, du hast auch Spaß daran. 🙂
Liebe Grüße
Julia