Frühjahrsputz für meinen Körper – Update #3: Zielanpassung

Es ist schon wieder einige Wochen her, seit ich das letzte Mal ein Update zum Frühjahrsputz für meinen Körper gemacht habe. Das soll nicht heißen, dass in dieser Zeit nichts passiert sei. Es ist viel mehr so, dass ich mir erst mal selber über ein paar Dinge im Klaren werden musste, bevor ich darüber schreiben konnte. Seit ich dieses kleine Vorhaben gestartet habe, hat sich mein Zielfokus ziemlich verändert. Und genau darüber möchte ich heute berichten.

Frühjahrsputz



Als ich den Frühjahrsputz gestartet habe, war abzunehmen das oberste Ziel für mich. 6 kg sollten es sein. Ich hatte schon lange nicht mehr das Bedürfnis, so richtig abnehmen zu wollen. Doch fühlte ich mich einfach dick und unwohl in meinem Körper. Zudem habe ich in meinem Kopf ein Idealbild, wie mein Körper aussehen sollte – und das wollte ich eben endlich mal erreichen.
In den ersten Wochen habe ich auch ca. 3 kg abgenommen und war wieder voll auf dem regulären Eat-Clean-Kurs (v.a. was die Anzahl der Mahlzeiten und die Pausen zwischen den Mahlzeiten betraf). Das meiste Gewicht  hatte ich aber durch die 5-Tage-Saftkur verloren, was jedoch kein “realer” Gewichts- bzw. Körperfettverlust ist. Wenn im Verdauungssystem nicht mehr viel Essen enthalten ist, da man ja nur Saft trinkt, dann wiegt man automatisch weniger. Doch hatte ich durch diese Kur nichts desto trotz einige Zentimeter Umfang an verschiedenen Körperstellen verloren.
Das Gewicht ist in den Wochen nach der Saftkur langsam aber sicher wieder zurückgekommen. Jedoch mit einem Unterschied: Meine Maße haben sich nicht wirklich verändert. Komisch, oder? Würde ich zum Wiegen nicht Maß nehmen, wäre ich nach dem Wiegen bestimmt einige Male verzweifelt! Doch das Maßnehmen hat mir einmal mehr gezeigt, wie trügerisch die Zahl auf der Waage sein kann und dass das Gewicht gut mal 2-3 kg schwanken kann, ohne dass ich wirklich an Umfang zugenommen habe.
Aktuell wiege ich mich zwar nicht mehr wöchentlich (inkl. Maßnehmen), doch wenn ich es tue kann ich die Zahl auf der Waage und meine Maße viel besser annehmen. Sie sind kein Urteil mehr darüber, ob ich mich in der Woche davor in Sachen Ernährung und Sport gut oder schlecht verhalten habe (und ich deswegen ein Schulterklopfen oder einen Tritt in den Hintern verdient habe). Sie sind einfach Zahlen, die ich wertfrei und aus einer beobachtenden Perspektive heraus annehmen kann.
Warum ich mich dann überhaupt noch wiege? Ganz einfach: Diese Zahlenwelt ist eine von vielen Möglichkeiten (aber eben nicht die einzige), seinen Körper zu beobachten und wahrzunehmen. Für mich war es ganz wichtig, das Wiegen nicht nur deswegen wegzulassen, weil ich Angst vor der Zahl auf der Waage hatte. Das wäre Problemverdrängung gewesen, was ich lange genug betrieben hatte. Auch wenn ich mein Abnehmziel nicht erreicht habe, so habe ich doch einen wichtigen Schritt für mich geschafft.

Seit Beginn des Frühjahrsputzes konnte ich immer stärker wahrnehmen, wie sich der Fokus vom ganz klassischen “Ich will abnehmen, dann geht’s mir besser” zu “ Ich will mehr auf meinen Körper und seine Bedürfnisse hören, dann geht’s mir besser” hin verschoben hat. Ich konnte mich nur eine ganz kurze Zeit nach dem klassischen Eat-Clean-Zeitplan ernähren, bis ich merkte, wie sehr ich schon wieder auf die Anzahl der Mahlzeiten, die ich noch essen “durfte”, oder die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit versessen war. Als meine Gedanken anfingen, immer mehr und mehr darüber zu kreisen, war mir klar, dass es so für mich nicht mehr geht.
Das war auch der Moment, als ich Intuitive Eating (deutsche Ausgabe: Intuitiv abnehmen) wieder in die Hand genommen habe.

Ich habe mich auf einmal in so vielen Aspekten des Buches wiedergefunden und ganz tief in mir gespürt, dass das der Weg ist, den ich jetzt für mich gehen muss. Weg von Diätregeln oder festen Ernährungsplänen hin zum Hören auf meinen Hunger und die Bedürfnisse meines Körpers. Ich kann auch hier immer besser annehmen, dass es sich beim Weg zum intuitiven Essen um einen Prozess handelt. Es gibt Tage, da bin ich mehr im Einklang mit meinen Körpersignalen, und an anderen Tagen klappt das nicht so gut. Beides ist kein Grund, mich zu ver- oder beurteilen.
Es ist für mich eine unglaublich spannende Entwicklung! Ich bin manchmal selber überrascht, auf was ich wirklich Hunger bzw. Appetit habe, wenn ich mir die Entscheidungsfreiheit nehmen kann (auch da gibt es natürlich Einschränkungen, z.B. wenn ich mir was zu Essen mitnehmen oder unterwegs besorgen muss). Da sind schon die für mich skurrilsten Essenskombinationen entstanden, wenn ich gleichzeitig Lust auf Süßes und Herzhaftes hatte. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich vieles, was bereits seit Jahren zu meiner Ernährung gehört, auch wirklich mag und gerne esse.

Eine der wichtigsten Veränderungen hat in den letzten 2-3 Wochen stattgefunden: Ich habe immer mehr gespürt, dass ich mich meistens sehr wohl in meinem Körper fühle. Wenn ich in meinen Körper hineinfühle, wenn ich ihn im Alltag bewege oder wenn ich Sport mache, fühle ich mich nicht zu dick. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich mich eigentlich genau richtig fühle: Nicht zu dick und nicht zu dünn. Ich fühle mich stark und kräftig, aber auch weiblich. Genau diese Kombination finde ich super! Problematisch wird es immer nur dann, wenn ich mich im Spiegel anschaue oder mich mit anderen Frauen vergleiche, weil das äußere Bild, das ich gerne sehen würde, nicht zu meinem inneren Bild passt. Das ist noch nicht ganz im Einklang, aber das wird schon noch. Natürlich habe ich auch Tage, an denen ich mich unwohl oder fett fühle, doch liegt das meistens an ganz anderen Dingen.

Wie geht es also weiter mit dem Frühjahrsputz? Ich finde, der ist fürs erste in dieser Form abgeschlossen. D.h. ich sehe es nicht mehr als explizites Projekt oder Vorhaben an. Ich habe viele Veränderungen angestoßen, die selbstverständlich weitergehen. Ich werde auch weiterhin von meinem Weg zum intuitiven Essen berichten, denn ich finde das super spannend und aufregend. Mein Ziel ist es, noch mehr in Einklang mit mir und meinem Körper zu kommen. Ich möchte herausfinden, was mir gut tut, und anderen zeigen, dass es auch für sie ihren ganz eigenen Weg gibt.

2 Comments

  • Vielen Dank, dass du mir dieses tolle Buch gezeigt hast. Ich bin dadurch nämlich in einen ähnlichen Umdenkungsprozess gekommen wie du jetzt und fühle mich von Tag zu Tag besser, auch wenn es mir schwer fällt, die Veränderung so langsam anzugehen. Aber ich hoffe trotzdem, dass es zu etwas Gutem führt!

  • Hallo Julia,
    ich beobachte häufig, dass sich Frauen selbst viel kritischer betrachten und härter mit sich ins Gericht gehen, als sie es von ihrer Umwelt erwarten würden (Partner, Kolleginnen und Kollegen, Familie, …). Der Weg, zu deiner Weiblichkeit zu stehen, ist sinnvoll und richtig…(finde ich, übrigens auch als Mann; und ich gehe mal davon aus dass "dein Schatz" genauso denkt). Du musst dich wohlfühlen, und dabei aber auch etwas für die Gesundheit tun: Bewegung, gesunde Ernährung, genügend Schlaf, eine gute Work-Life-Balance. Und der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Wenn du hier eine gute Balance hälst ist doch alles ganz wunderbar. Gertenschlank zu sein ist die Mode von heute, und ein paar Menschen bekommen das auch hin. Ganz wenige ohne etwas zu tun. Und sehr viele nur mit extremer Disziplin – doch sie geben das häufig nicht zu. Das spricht dann dafür, dass sie eigentlich nicht mit sich im Reinen sind. Sie schauspielern. Und entsprechend sind sie auch nicht glücklicher.

    Also alles eine Frage der Persönlichkeit, bzw. des persönlichen Empfindens. Ich bin gerade glücklich damit, im letzten halben Jahr mit sehr viel Sport und extremer Disziplin (und viel Hungergefühl) sehr viel abgenommen zu haben. Keine Pölsterchenoptimierung, sondern ein "echter schwäbischer Ranzen", der weggeschmolzen ist. Doch Männer haben einen enormen Vorteil: I.d.R. geringere hormonelle Schwankungen! Und ganz unabhängig davon ist die Figur auch für mich nur ein Nebenaspekt – viel wichtiger ist das persönliche Empfinden im Alltag: Bin ich fit genug, um die Herausforderungen zu meistern, und das Privatleben zu genießen. Und das ist so: Ich komme besser durch den Tag, habe viel mehr Energie, auch für Freizeitbeschäftigungen nach Feierabend, bin weniger krank, …. Doch meine Frau fühlt sich nun -unnötigerweise- unter Druck gesetzt, denn sie hat ebenfalls eine weibliche Figur. Ergebnis: Sie isst etwas disziplinierter, treibt mehr Sport als früher, und nimmt dabei (ähnlich wie von dir beschrieben) nicht wesentlich ab (Regelmäßige Aussage nach dem Wiegen als Morgenritual: "Das ist unfair"!). Aber sie hat plötzlich Sport als etwas angenehmes empfunden, und behält ihn deshalb bei. Auch wenn sich die Ziele verschoben haben – nämlich die Auszeit (= Sport) zu genießen, unabhängig davon was die Waage sagt.

    In diesem Sinne: Weiterhin eine gute Balance.

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