Der Notfallplan für schlechte Tage

Schlechte Tage gehören genauso zum Leben wie die guten. Und trotzdem kann es uns das Leben ganz schön schwer machen, wenn an einem Tag einfach nichts klappen will, man das Gefühl hat, das Universum ist bestimmt gegen einen, oder man sich seiner Lebensenergie beraubt fühlt. Was auch immer einen Tag für euch zu einem schlechten macht, so kann es helfen, dafür einen “Notfallplan” zu haben. Nicht nur, damit ihr den Tag besser übersteht, sondern damit er am Ende vielleicht doch noch zu einem guten wird.

Notfallplan

In meinem Post zur Jahreslandkarte 2014 habe ich als einen Vorsatz im Lebensbereich “Entspannung & Ich-Zeit” geschrieben, dass ich einen “Notfallplan” für schlechte Tage haben und mich auch daran halten möchte. Die Idee dazu habe ich aus dem Arbeitsbuch “Unravelling the Year Ahead”, welches mir auch dabei geholfen hat, eine konkretere Vorstellung davon zu bekommen, wie ich 2014 gestalten möchte. Eine der Aufgaben in diesem Arbeitsbuch ist, sich seinen eigenes “2014 first aid kit” zu gestalten. Folgendes wird dazu geschrieben (frei übersetzt):

Wirst du dich dieses Jahr an den nicht so guten Tage um dich kümmern? Mache eine Liste von allem, was dir dabei hilft, dich besser und wohler zu fühlen. Stelle sicher, dass du diese Liste fortführst, wenn du neue Dinge entdeckst.

Ich gebe zu, dass ich es in der Vergangenheit nicht oft geschafft habe, an den schlechten Tagen liebevoll und nachsichtig mit mir umzugehen. Und das, obwohl ich an schlechten Tagen in der Regel das Gefühl habe, als wenn mir jemand meine Lebensenergie ausgesaugt hätte.

Am Donnerstag war wieder so ein Tag für mich. Ich hatte schlecht geschlafen und aufwühlend geträumt, die Therapiesitzung am Morgen verlief auch eher zäh und ich hatte das Gefühl, dass eine Erkältung im Anmarsch ist (letzteres hat sich leider bestätigt, denn ich bin wirklich erkältet). Ich war so müde, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich den Tag durchstehen, geschweige denn ab nachmittags bis 22 Uhr auch noch arbeiten sollte.
Meine bisher am häufigsten gewählte Strategie? Den Tag einfach irgendwie durchziehen, die anstehenden Aufgaben erledigen und hoffen, dass das Ende des Tages bald naht. So nach dem Motto “Fake it ‘til you make it”. Wirklich weitergeholfen hat das natürlich meistens nicht. Im Gegenteil: Mein Körper haut mir z.B. mit einer Migräneattacke ganz gerne mal die Notbremse rein. Es muss also einen anderen Weg geben. Einen Weg, der mir vielleicht auch dabei hilft anzunehmen, dass die schlechten Tage dazugehören und ich an ihnen nicht weitermachen muss wie an den Tagen, an denen ich mich gut und fit fühle.

Als ich mir Gedanken zu der Aufgabe im Arbeitsbuch gemacht habe, habe ich mir erst mal angeschaut, was einen schlechten Tag für mich ausmacht. Wie ich oben schon erwähnt habe, habe ich an einem solchen Tag null Energie und bin wahnsinnig müde. Es kommt aber noch ein anderer Aspekt dazu: Ich bin sehr angespannt, was ich auch körperlich spüre. Am Donnerstag habe ich mich das erste Mal seit langem nach dem Aufwachen wieder so gefühlt, als wäre ich nachts einen Marathon gelaufen.
Ich verspüre dann oft den Drang, einfach alles wegschlafen zu wollen. Doch hat die Vergangenheit gezeigt, dass Schlaf nicht immer die richtige Medizin ist, denn Schlaf sorgt nicht zwingender Weise auch für Ruhe. Aber was kann mir dann helfen?

Mein Notfallplan für schlechte Tage

Mein oberstes Ziel ist also, die Anspannung zu lösen.

Der erste Schritt dafür ist, mich von allen “Verpflichtungen” zu lösen – spätestens dann, wenn ich zuhause bin. Alles, was nicht wirklich dringend an diesem Tag erledigt werden muss, wird vom Tagesplan gestrichen, d.h. alles, was mit “Ich sollte heute eigentlich noch…” beginnt. Wenn ich noch bei der Arbeit oder aus irgendeinem anderen Grund unterwegs bin, ist zwar noch ein bisschen Durchhalten angesagt, bis ich wieder zuhause bin. Aber auch dann kann ich schauen, ob ich irgendwie für Erleichterung sorgen kann – und wenn es nur das Versprechen mir selber gegenüber ist, dass ich zuhause komplett runterfahren kann.
Für mich ist das Loslassen der Verpflichtungen wirklich eine Herausforderung. Mir gehen dann Gedanken durch den Kopf wie “Wenn ich es heute nicht mache, wann dann?” oder “Morgen und in den nächsten Tagen stehen ja auch Dinge an. Wie soll ich dann das, was ich heute ausfallen lasse, nachholen?” Ich muss da gerade selber über mich lachen, denn ich vergesse in diesen Momenten total, dass es mich noch nie in eine lebensbedrohliche Situation gebracht hat, wenn sich an solchen Tagen z.B. im Haushalt ein bisschen was aufstaut. Außerdem gibt es neben den schlechten Tagen ja auch Tage, an denen sich alles wie von selbst erledigt.

Der zweite Schritt in meinem Notfallplan ist, dass ich wirklich nur das mache, worauf ich in dem Moment Lust habe. Dafür ist natürlich zunächst Ruhe und Stille notwendig, damit ich in mich hineinfühlen kann. Auch das ist ein Schritt, der für mich v.a. in der Vergangenheit herausfordernd war. Ich habe viel lieber Dinge getan, die sich gut anHÖREN, sich aber für mich eigentlich nicht wirklich gut angeFÜHLT haben. Warum das so war? Z.B. weil ich so blöden Gedanken verfallen bin, dass ich doch nicht morgens in die Badewanne oder direkt vom Bett auf die Couch gehen kann, um einen schönen Film anzuschauen. Genauer gesagt heißt das, dass ich mich nicht nur von den “Ich sollte heute eigentlich noch…”-, sondern auch von den “Ich kann doch nicht…”-Gedanken lösen muss, um wirklich herauszufinden, was mir gut tut und für Entspannung sorgt.
Meistens sind das Dinge, bei denen ich selber total passiv bin, z.B. Filme oder Serien anschauen und Hörbuch oder Musik hören. Wenn ich mir das so anschaue, dann passt das eigentlich ganz gut, da ich sonst ein sehr aktiver Mensch bin. Nicht nur bezogen auf körperlich aktiv, sondern auch bezogen darauf, dass ich die meiste Zeit im “Macher-Modus” bin. Ich bin einfach gern beschäftigt, sodass es ein guter Ausgleich ist, an den schlechten Tagen eben nicht beschäftigt zu sein.

Am Donnerstag habe ich daher die Zeit zwischen Therapie und Arbeiten größtenteils auf der Couch verbracht und habe mich ein bisschen berieseln lassen. Als ich zum Arbeiten musste, habe ich mich zwar nicht viel fitter gefühlt, aber ich war zumindest etwas entspannter. Das ist doch ein Anfang, oder?

Ich habe diesen Notfallplan zu einem Vorsatz für dieses Jahr gemacht, damit ich mich daran erinnere, dass jeder Tag unterschiedlich ist und ich gerade an den schlechten Tagen nicht so weitermachen muss wie an den guten. Ob mir das ab jetzt immer gelingen wird? Bestimmt nicht. Doch ist das auch gar nicht so wichtig. Ich möchte vielmehr dazulernen, damit es mir häufiger gelingt als früher.

Habt ihr euch schon mal Gedanken zu einem solchen Notfallplan gemacht? Was macht für euch einen schlechten Tag aus und wie geht ihr damit um?

6 Comments

  • Ich grins mich grad weg .. wir scheinen mit unsern BLOGS sehr in einem Feld zu schwingen (◠‿◠) denn ich hab mir grad heute eine Notiz für eines meiner nächsten Postings gemacht, dass ich über meine Notfallsliste schreiben werden, wenn's mal nicht so läuft, wie's laufen soll mit den Alltagstagen. Also wenn's soweit ist, dann meld ich mich Ich – bis dahin ganz liebe Grüße aus Kitzbühels Bergen, Daniela

  • Danke Dir sehr für die tollen Einblicke und vor allem für die Links zu den wunderbaren Downloads! Eine echte Bereicherung!!

    Liebe Grüße
    Evelyn

  • Dieses Arbeitsbuch ist wirklich großartig! Ich fand es ganz toll, zunächst mit dem vergangenen Jahr abzuschließen, bevor man sich an das kommende macht.

    Alles Liebe
    Julia

  • Ach, das finde ich auch immer super, wenn man sich mit anderen so auf einer Wellenlänge fühlt. Das gibt total viel Energie!
    Ich freue mich daher, wenn du deinen Post hier verlinkst.

    Liebe Grüße
    Julia

  • Ein wirklich toller Notfallplan, den du da aufgestellt hast. Du sprichst mir mal wieder ganz aus dem Herzen! Das Buch werde ich mir auch mal anschauen..

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