Es gibt Momente im Leben, da wird man einmal richtig durchgeschüttelt. Alles stellt sich auf den Kopf und gefühlt bleibt kein Stein auf dem anderen. Wenn das Beben nachlässt, versucht man vorsichtig aufzustehen, wieder sicheren Boden unter die Füße zu bekommen. Doch das heißt nicht, dass man nicht noch eine Weile taumelt und orientierungslos ist.
Vor über fünf Monaten wurde ich aus der Klinik entlassen. Das große Beben in meinem Leben war vorerst vorüber und ich habe neuen Halt gefunden. Dennoch sehne ich mich immer noch nach der Rückkehr zur Normalität, die sich einfach nicht einstellen mag. Große Ereignisse ziehen auch große Veränderungen mit sich und man kann sich leider nicht aussuchen, was sich alles verändert. Das kann Beziehungen zu Mitmenschen betreffen, genauso wie Dinge, die einem wichtig sind.
Ich habe in den letzten Wochen gemerkt, dass es einige Dinge gibt, bei denen ich mich gegen die Veränderung stelle. Und ihr habt das vielleicht auch gemerkt. Es geht um mein kleines Reich mit dem Namen “Balance-Akt”. Dieser Blog, der mir vor einem Jahr noch so unendlich wichtig war, der mir Halt und einen Lebenssinn gegeben hat, führt seit einiger Zeit ein Schattendasein. Vor und während der Klinik war das für mich vollkommen ok. Doch bin ich immer davon ausgegangen, dass ich nach der Klinik wieder mit dem alten Elan – wenn auch mit nicht ganz so vielen Posts – zurückkehren werde.
Aber irgendetwas ist anders. Ich kann mir noch so oft vornehmen, zumindest zwei Posts pro Woche zu schreiben, es klappt einfach nicht auf Dauer. Ein Teil von mir ist dann auch ein Stück weit enttäuscht, weil ich mir das anders vorgestellt hatte. Es liegt ja nicht mal daran, dass es mir an Themen mangeln würde, da gerade viel in meinem Leben passiert. Doch anstatt das alles immer gleich nach außen zu tragen und über alles zu berichten, möchte ich vieles einfach für mich behalten und habe nicht mehr dieses große Mitteilungsbedürfnis. Ich weiß zur Zeit oft einfach nicht, wie ich die Dinge in Worte fassen soll – daher lasse ich es meistens ganz.
Mir einzugestehen, dass sich auch der Blog und sein Stellenwert für mich verändern, war nicht einfach. Ich fühle mich verantwortlich gegenüber meinen Lesern und gegenüber meinen Erwartungen. Aber ich kann auch nicht mehr so tun, als ob es nur um ein Zurückkehren zu bekannten Ufern geht. “Business as usual” gibt es für mich gerade nicht. Und so, wie ich mich selbst gerade wieder neu finden muss, wird sich auch der Blog wandeln. Ich weiß noch nicht, wohin das führt, und ich kann mir gerade noch überhaupt keinen neuen Rahmen dafür setzen. Ich weiß nur, dass ich diese Seite nicht aufgeben möchte.
Ich hoffe, dass ihr mich in Zukunft weiter begleitet, auch wenn es nicht mehr ganz so viel von mir zu lesen gibt.
Ganz ehrlich: ICh finde es toll, dass du dich so "auf dem Weg seiend" zeigst. Find einfach für dich raus, welcher Rhytmus sich gut anfühlt. 1 Beitrag im Monat, der von Herzen kommt und nicht aus der Ecke "ich muss" finde ich besser wie 2 die Woche, zu denen du dich durchringen musst. Du hast in erster Linie dir selbst gegenüber eine Verpflichtung. Das Bloggen soll Spaß machen. Alles Andere ist auf Dauer anstrengend und auch nicht authentisch. Mach du ruhig deins. Finde ich sehr gesund! 🙂
LG, Frau Momo
Ich kann das was Frau Momo schrieb genauso unterschreiben. Du solltest dich hier gar niemand verpflichtet fühlen, nur dir und deiner Familie…
Sei gesegnet
Jessi
ich habe deinen bloig erst vor einigen monaten entdeckt und lese dich unheimlich gerne! ich finde es gesund und richtig dir die zeit zu nehmen, die du brauchst, um mit den veränderungen in deinem leben zurecht zu kommen und wieder mehr und mehr normalität zu leben.
ich schicke dir ein großes kraftpaket und freue mich auf jegliche beiträge; egal wann und egal wieviele 🙂
Ich muss frau Momo zustimmen. Das wollte ich auch sagen. Wenn du nicht schreiben willst, bringt es nichts, sich dazu zu zwingen. Dann kommen die Beiträge nicht von Herzen und das wirkt sich dann auch auf die Qualität aus. Lieber wenige, aber dafür wirklich tolle Beträge. Ich lese deine Posts wirklich gern und es macht ja keinen Sinn, wenn da nicht die nötige Motivation hintersteckt. Finde deinen Weg – darauf kommt es an, der Rest geht von alleine 🙂
Liebe Grüße
Sarah
P.S.: Ich habe meine URL vom Blog geändert, es ist jetzt nicht mehr http://www.juwelen-kaese-und-wein.blogspot.de, sondern vegan-und-nudelig.blogspot.de. Falls du mal keinen Elan zu schreiben hast, dich aber über die unbeholfenen Schritte einer Neu-Veganerin amüsieren willst :p
Ich kann meinen Vorrednerinnen nur zustimmen liebe Julia. Zudem fühle ich genau, was Du meinst, da ich Deine Situation aus meinem Lager nur zu gut kenne. Das wichtigste ist, dass Du Dir treu bleibst und das tust, was Deinem Herzen JETZT gut tut. Und wenn das gerade etwas anderes ist wie noch vor einem Jahr, dann darf das so sein! Alles darf jetzt so sein wie es ist, denn es sind Deine kleine Brücken zu neuen Ufern.
Und ja, ich weiß genau was Du meinst wenn Du sagst, wie schwierig die Erkenntnis ist, dass eigene Erwartungen nicht mehr zum JETZT passen. Wichtig ist nur: annehmen, anerkennen und darauf re-agieren.
Du darfst Deinen Blog (es ist ja auch DEINER) immer dann füllen, wenn es für Dich passt und Du Lust darauf hast und Freude empfindest. Denn nur, wenn Du auf Deine Herzstimme hörst, bist Du ganz bei Dir und sorgst gut für Dich (was ja lebensnotwendig ist und wenn wir das schon immer berücksichtigt hätten, wären wir beide nicht in der Klinik gelandet). Das ist unser aller Aufgabe! Und wie genau sich das definiert, wird sich immer wieder verändern und anpassen. Und genau das ist doch das herrliche am Leben, oder? Es lebe die Veränderung und die Bewegung!