In meinem Gardasee-Urlaubsbericht habe ich euch bereits erzählt, dass mein Schatz und ich uns im Urlaub einen Traum erfüllt haben: Wir haben uns mit Schirm bzw. Kite und später dann auch mit Brett ins Wasser gewagt, um Kitesurfen zu lernen.
Heute möchte ich euch nun von unserem Erlebnis beim 3-tägigen Kitesurfen-Kurs berichten.
Das Kiten spukte uns schon lange im Kopf herum. Es sieht einfach toll aus, wie Kiter über das Wasser gleiten und bei ihren Sprüngen scheinbar schwerelos werden. Wie es aber manchmal so ist, haben wir das als fixe Idee abgetan: “Das ist dann ja ‘nur’ ein Urlaubssport.”, “Bei uns in der Umgebung kann man nicht Kiten, warum dann überhaupt damit anfangen.” oder “Dann muss man ja seine Urlaubspläne danach ausrichten, wenn man diesem Sport wirklich nachgehen möchte.” waren so Aussagen, die uns daran gehindert haben, es einfach mal zu probieren.
Als wir uns für den Gardasee als Urlaubsziel entschieden hatten, waren die vielen Unternehmungsmöglichkeiten, die es dort gibt, ein entscheidender Faktor. Dabei begegnete uns natürlich auch das Kitesurfen wieder. Mein Schatz hatte zwar in den Wochen vor dem Urlaub schon ein bisschen dazu recherchiert, doch wollten wir uns noch auf nichts festlegen. Wir wollten diesen Urlaub einfach nur auf uns zukommen lassen und vor Ort entscheiden, wie wir uns die Zeit vertreiben möchten.
Mit Riva hatten wir uns fürs Kiten auch nicht den besten Urlaubsort am Gardasee ausgesucht, da im ganz nördlichen Teil des Sees nur Windsurfen erlaubt ist. Doch schon die Windsurfer zu sehen hat ausgereicht, dass mein Schatz das Kiten unbedingt ausprobieren wollte und mich leicht davon überzeugen konnte. Dank Internet in der Ferienwohnung (das zwar nicht immer ganz stabil war) hat er daher nach deutschsprachigen Kite-Schulen gesucht, denen wir einen Besuch abstatten wollten. Dadurch sind wir bei Kite-Guru gelandet, die uns spontan für den nächsten Tag mit ins Boot genommen haben.
Das Team um den Mitinhaber Felix war uns auf Anhieb sympathisch. Der Umgang mit den Lehrern war ganz zwanglos und locker, die anderen Teilnehmer bunt gemischt von blutigen Anfängern wie wir bis zu erfahrenen Kitern, die ihre Fähigkeiten weiter verbessern wollten. So war es auch gar kein Problem so kurzfristig einzusteigen. Das Material wurde komplett gestellt, sodass wir von der Schule auch Neoprenanzüge ausleihen konnten sowie Schwimmwesten und Trapez bekamen.
Am Gardasee kann man nicht direkt vom Ufer aus mit dem Kiten starten, sondern man fährt mit dem Schlauchboot aufs Wasser raus. Die Schule hat drei Schlauchboote im Einsatz, auf welche die Schüler verteilt wurden. Auf jeden Boot war ein Lehrer, meistens auch ein Praktikant (angehende Kite-Lehrer) und ca. 4-5 Schüler. In der Regel wurden dann pro Boot auf dem Wasser zwei Schirme aufgebaut, sodass wir Schüler uns mit den Praxiseinheiten zwar abwechseln mussten, man aber trotzdem einige Male pro Kurstag, der sich über den Nachmittag erstreckte, ins Wasser kam.
Bevor es aber ins Wasser geht, gibt es einige Dinge in der Theorie zu wissen: Welche Sicherheitsrichtlinien gibt es? Was ist das Windfenster? Was versteht man unter Luv und Lee? Was hat es mit der Powerzone auf sich? Was ist die 12-Uhr-Stellung des Schirms? Dann schaut man sich das Material an und bereitet die Schirme vor, die mit ins Boot kommen.
Auslegen, anleinen, Leine aufrollen, Kite zusammenrollen und einpacken – da ist man schon gut beschäftigt, bevor es auf die Boote geht. Alle, die mit wollen, müssen anpacken!
Für uns Kite-Neulinge lag an den ersten beiden Tagen der Fokus auf der Schirmkontrolle – zuerst auf dem Schlauchbootrand sitzend und dann auch im Wasser. D.h. wir haben uns damit vertraut gemacht, wie der Schirm sich in der Luft verhält, wie man in durch Gegenlenken stabil auf einer Position hält und wie man in kontrolliert hin und her bewegt. Damit habe ich mich zunächst ganz schön schwer getan, da ich null Gefühl dafür hatte. Doch durch die richtigen Anweisungen und Tipps des Kite-Lehrers wurde es schnell besser.
Weiter geht es dann mit den sogenannten Body Drags, bei denen man sich ohne Brett vom Schirm in Bauchlage durchs Wasser ziehen lässt. Dabei lernt man auch immer mehr, den Schirm mit nur einer Hand an der sogenannten Bar (die “Lenkstange”) zu kontrollieren und feindosiert gegenzulenken. Sollte der Schirm aus welchem Grund auch immer mal aufs Wasser abstürzen, dann war der Kite-Lehrer im Boot zur Stelle, um beim Aufrichten des Schirmes zu helfen (das ist alleine nämlich ganz schön schwer).
Wie lange die jeweiligen Wasser-Sessions immer gedauert haben, kann ich euch gar nicht sagen, da ich nie eine Uhr getragen habe. Aber ich denke, dass sie so 20-30 Minuten gedauert haben, in denen man sich in Bauchlage halten und den Blick nach oben zum Schirm richten musste. Man war auch nicht ständig direkt von Schlauchboot und Lehrer umgeben, da aus einem Boot meist zwei Schüler im Wasser waren und der Lehrer immer hin- und hergefahren ist. Davor hatte ich zunächst etwas Angst, da ich nicht wusste, wie mir das gefällt, so “alleine” im offenen Wasser zu sein. Aber das war Gott sei Dank kein Problem für mich! Durch die Schwimmweste kann man ja nicht wirklich untergehen. Doch gab es schon die eine oder andere Situation, bei der man mal kurz untergetaucht ist oder viel Wasser ins Gesicht bekommen hat. Mehr als eine kurze Schrecksekunde dauert das aber nicht.
Am dritten Tag war es dann bei mir endlich soweit, dass ich das Brett unter die Füße bekam. In drei Tagen Kite-Unterricht kann man zwar noch nicht das richtige Fahren lernen, aber man kann sich am Wasserstart probieren. Zuvor hatten wir dazu noch eine ganz tolle Theorieeinheit, in der uns die einzelnen Schritte erklärt wurden. Da fühlt man sich wieder wie ein Anfänger beim Autofahren, weil man auf so viele Dinge achten muss. Es ist schon eine Herausforderung, überhaupt das Brett im Wasser an die Füße zu bekommen, ohne dass dabei der Kite abstürzt! Der beste Tipp war aber, dass wir uns mit allem Zeit lassen und erst dann weitermachen sollten, wenn wir uns sicher fühlen.
Diesen Tipp habe ich mir zu Herzen genommen. Einfach eins nach dem anderen: Zuerst das Brett in greifbarer Nähe haben, dann den Schirm einhändig kontrollieren und das Brett an die Füße bekommen, immer einen Blick hoch zum Himmel. Wenn die Füße im Brett sind, Beine ranziehen, ganz klein machen und nochmal auf den Wind achten. Dann schaue ich mich um, damit ich weiß, in welche Richtung Platz zum Starten ist. Links ist frei. Ich hole nochmal tief Luft. Dann lenke ich scharf links ein, lasse den Schirm scheinbar “abstürzen”, gehe mit dem linken Fuß vor, um das Brett schräg zu stellen. Ich spüre, mit wie viel Kraft der Schirm an den Leinen zieht und mich aus dem Wasser hebt. Ich lenke gegen, um den Schirm wieder zum Himmel zu holen. Und dann stehe ich für einige Meter auf dem Brett und werde vom Schirm nach vorne gezogen!
Genau in diesem Moment fällt mir auf, dass ich keine Ahnung hab, wie es weitergeht. Ich bin viel zu überrascht, dass ich wirklich aus dem Wasser gestartet bin! Da der Schirm ohne weiteres Tun zu wenig Power hat, sinke ich wieder ins Wasser zurück – immer noch total glücklich, den Start geschafft zu haben.
Denn Wasserstart habe ich am dritten Tag noch ein paar Mal hinbekommen. Mir ist aber auch der Schirm einige Male abgestürzt oder ich wurde durch falsche Lenkreaktion ruckartig durchs Wasser gezogen und habe dabei mein Brett verloren. Doch auch das gehört dazu und hat nichts an der Tatsache geändert, dass ich an jedem Abend, wenn wir nach einigen Stunden auf dem Wasser wieder zurück an Land waren, total k.o. und gleichzeitig überglücklich war! (Wenn uns dann noch eine leckere Pizza erwartet hat, ging’s mir schnell wieder besser.)
Auch mein Schatz war mit dem Wasserstart erfolgreich und wir sind uns einig, dass das nicht unser letztes Kite-Abenteuer war.
Wir haben beide Blut geleckt, auch wenn wir nur für kurze Momente die Schwerelosig-Kite gespürt haben.
Das klingt so so so toll!!! Ich freue mich, dass ihr solch einen schönen Urlaub hattet! Nächstes Jahr möchte ich auch endlich mal wieder Wassersport machen und entweder Wellenreiten oder Kitten "lernen".